Angela Merkel

Angela Merkel wurde am 17. Juli 1954 in Hamburg unter dem Namen Angela Dorothea Kasner geboren. Ihr Vater war Student der evangelischen Theologie und ihre Mutter arbeitete als Lehrerin für Englisch und Latein. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter zog die Familie in die DDR, wo sie 1957 dauerhaft nach Templin ging. Nach eigenen Aussagen hat die Zeit in der DDR ihr heutiges Weltbild und ihre Standpunkte geprägt. Sie wuchs dort mit ihren beiden Geschwistern auf und legte 1973 mit herausragenden Leistungen in Mathematik und Russisch das Abitur mit einem Durchschnitt von 1,0 ab. Darauf folgte ein Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Mit einer Stelle am Zentralinstitut für Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften in Berlin schloss sie ihre akademische Laufbahn 1986 mit einem Doktortitel in Physik ab. Bei der Bundestagswahl im Dezember 1990 bekam Angela Merkel ihr erstes Bundestagsmandat und wurde 1991 Bundesministerin für Frauen und Jugend, bevor sie von 1994 bis 1998 Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit war. In den beiden darauffolgenden Jahren wurde sie Generalsekretärin der CDU und übernahm im April 2000 bis heute den Vorsitz der Partei. 2005 wurde Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin und löste damit Gerhard Schröder ab.

Wirtschafts- und Sozialpolitik
Angela Merkel setzt seit Beginn ihrer Zeit als Bundeskanzlerin auf die Soziale Marktwirtschaft als gesellschaftspolitisches Leitbild. Ihr Ziel ist es, die Arbeitslosigkeit zu senken und dafür zu sorgen, dass die Bürger für sich und ihre Familie sorgen können und einer gut bezahlten, geregelten Arbeit nachgehen können. Politik, Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollen zusammenarbeiten, um die Wirtschaft zu stärken und den Fortschritt anzukurbeln. Deutschland ist mit einer Arbeitslosenquote von ca. 6% im ersten Halbjahr 2016 derzeit eines der europäischen Länder mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit.

Eurokrise
Die Euro- oder Finanzkrise begann 2007 und griff vom amerikanischen Immobilienmarkt auf die gesamte Weltwirtschaft über. Angela Merkel versuchte dieser Tendenz mit ihrer Politik entgegenzuwirken. Sie verordnet Deutschland einen Sparkurs und setzt sich für das Bild des Euro als starke Währung ein. Dieser Kurs wird teils scharf kritisiert, beispielsweise vom Internationalen Währungsfonds, der ihn als Hemmnis für das Wachstum sieht. Ein Land, das in besonderem Maße von der Finanzkrise betroffen ist, ist Griechenland. Merkel ist 2010, 2012 und 2015 dazu bereit, dem Land in der Europäischen Union umstrittene Hilfspakete zu gewähren – unter der Voraussetzung, dass dieses einen Sparkurs einhält. Um die Kreditaufnahme von Krisenstaaten zu erleichtern, spricht sie sich für den Aufkauf von Staatsanleihen von Krisenstaaten durch die Europäische Zentralbank aus, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Anleihen nicht der gemeinschaftlichen Schuldenaufnahme im EU-Raum dienen.

Außenpolitik
Die Europäische Union
Angela Merkel steht hinter der Idee der europäischen Union und die deutsch-französische Partnerschaft wird in diesem Kontext nicht ohne Grund als ,,der Motor Europas“ bezeichnet. Immer wieder versucht sie im Laufe ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin in kontroversen Themen Einigkeit zwischen den europäischen Staaten zu erzielen und nimmt eine vermittelnde Rolle ein. Eins ihrer Hauptziele ist dabei, dass Wachstum und mehr Beschäftigung in allen EU-Staaten geschaffen werden und eine Prämisse für die gelingende Zusammenarbeit sieht sie in der Tatsache, dass alle EU-Mitglieder bemüht sind, ihren Finanzhaushalt in Ordnung zu bringen.

Beziehung zu anderen Staaten
Außerhalb der Europäischen Union sind die USA einer der wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Partner Deutschlands. Angela Merkel die amerikanische Außenpolitik, soweit diese sich mit ihren eigenen Einstellungen vereinbaren lässt. Merkel wird für ihre Solidarität zur US-Regierung kritisiert und ihr wird vorgeworfen, der amerikanischen Führung gegenüber nicht konsequent genug zu sein, wenn es zu Unstimmigkeiten kommt. Diese Kritik wurde angesichts der Abhöraffäre im Jahr 2013 sehr deutlich. In Anbetracht der Ergebnisse der US-Wahl am 8. November 2016, gratulierte Merkel Donald Trump zum Wahlsieg und betonte, dass die Zusammenarbeit der beiden Staaten auf der beidseitigen Akzeptanz demokratischer Werte beruhe.
Wie sich in den vergangenen Jahren mehrmals gezeigt hat, sind militärische Auseinandersetzungen und Interventionen nicht das Mittel ihrer Wahl, um Konflikte zu lösen und kommen erst in letzter Instanz zum Einsatz. Als Frankreich 2015 durch die Terroranschläge schwer getroffen wurde, sagte sie Präsident Hollande ihre Unterstützung zu, lehnte aber ab, mit der deutschen Luftwaffe aktiv an den Bombardierungen im Nahen Osten teilzunehmen. Sie unterstützte die Alliierten stattdessen mit Aufklärungsmissionen, Waffenlieferungen an einzelne Konfliktparteien und Lieferungen von Hilfsgütern in die betroffenen Regionen. Ähnlich verhielt sich die Lage während des arabischen Frühlings. Im aktuellen Syrien-Konflikt stellte sie sich auf die Seite der Opposition gegen den Staatspräsidenten Baschar al-Assad und bestätigte, dass Deutschland sich nicht an einem Militärschlag beteiligen werde.

Flüchtlingskrise
Angela Merkel verfolgt unter dem Slogan ,,Wir schaffen das“ eine umstrittene Flüchtlingspolitik. Angesichts des großen Zulaufs von Flüchtlingen im Herbst 2015 aus den Krisengebieten Syrien, Afghanistan und dem Irak, aber auch aus Nordafrika, zeigte sich Angela Merkel optimistisch und Deutschland ist das europäische Land, das mit etwa einer Million Menschen die meisten Flüchtlinge aufnahm. Dabei kritisierte Merkel die Tatsache, dass andere Länder, darunter Deutschlands enger Partner Frankreich, eine Obergrenze für Flüchtlinge festsetzte und dass manche Länder Zäune aufbauten und Grenzkontrollen innerhalb der EU wieder einführten. Diese entsprechen nicht der Idee des Schengen-Raums, der sich durch die Abwesenheit von Kontrollen und Freizügigkeit von Personen und Gütern auszeichnet. Um die Durchreise von Flüchtlingen zu beschleunigen, stimmte Merkel entgegen des Dublin-Abkommens 2015 zu, an der österreichisch-ungarischen Grenze aufgehaltenen Flüchtlingen die Weiterreise nach Deutschland ohne vorherige Registrierung in Ungarn zu gewähren. Das Dublin-Abkommen besagt, dass Flüchtlinge sich in dem Staat von den Behörden registrieren lassen müssen, indem sie erstmals europäischen Boden berühren, bevor sie weiterreisen dürfen. Merkels Einstellung zur Flüchtlingskrise wurde im Ausland überwiegend gut aufgenommen und verlieh Deutschland in den Medien ein positives Bild, allerdings wird sie aus den eigenen Reihen in der CDU/CSU und der deutschen Bevölkerung teilweise heftig kritisiert. Bürger, die Angst vor den Herausforderungen haben, die die Integration der Neuankömmlinge mit sich bringt, und im Kontext der Angst vor Terroranschlägen, lehnten Kritiker ihre positive und offene Haltung ab. In Anbetracht der großen Anzahl an Menschen, die nach Deutschland kamen, wurde eine Einteilung der Herkunftsländer vorgenommen, um Flüchtlinge aus sogenannten ,,sicheren Herkunftsländern“, beispielsweise aus den nordafrikanischen Staaten, schneller wieder zurückzuführen, sofern kein persönliches Sicherheitsrisiko für sie vorliegt. Sie plädiert unentwegt für eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik in der EU und setzt auf die Integration der neuen Mitbürger, um Parallelgesellschaften zu verhindern.
Im Rahmen der Flüchtlingskrise wurden im Rahmen eines Abkommens die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei wieder aufgenommen. Im Gegenzug zur Aufnahme einer großen Anzahl an Flüchtlingen werden die Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union wieder aufgenommen und beschleunigt. Auch dies wurde in den Medien vielfach kritisiert. Angela Merkel betont jedoch selbst, dass sie die Türkei als privilegierten Partner anstatt als Mitglied der EU bevorzuge. Die Ausschreitungen in der Türkei nach dem gescheiterten Putschversuch, die unter anderem die Entlassung und Inhaftierung Tausender Staatsangestellte und Anwälte umfassen, stellen die demokratischen Werte der türkischen Regierung in Frage, was die Beitrittsverhandlungen und die Beziehungen zur EU belastet.

Familienpolitik
Von 1991 bis 1994 war Angela Merkel Bundesministerin für Frauen und Jugend. In dieser Zeit stechen für sie besonders die niedrige Geburtenrate und die gesunkene Frauenerwerbsquote in den neuen Bundesländern hervor. Die Geburtenrate stieg 2015 erstmals wieder auf 1,5 Kinder pro Frau an, liegt dabei aber immer noch hinter den Geburtenraten europäischer Nachbarstaaten. In diesem Kontext wirkte Angela Merkel am Gleichberechtigungsgesetz für Frauen mit und sicherte Kindern ab 3 Jahren mit der Änderung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes einen formellen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz zu. Da Merkel Kinder als die Zukunft Deutschlands sieht, möchte sie keine neuen Schulden machen und die vorhandenen Schulden mit Hilfe eines Sparkurses zurückzahlen.
Angela Merkel preist die christlichen Werte an und hat mehrfach betont, dass Homosexuelle in Deutschland tolerant behandelt werden, die Eheschließung aber für sie nur zwischen Mann und Frau möglich sei.

Energie- und Umweltpolitik
Umweltpolitik und die Energiewende sind wichtige Themen in Merkels politischem Programm. Seit ihrer Zeit als Umweltministerin vor ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin setzt sie sich auf europäischer und internationaler Ebene für den Klimaschutz ein, unter anderem durch ihre Präsenz auf den UN-Klimakonferenzen. In diesem Jahr wurde 2016 das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet, durch das sich Staaten zu einer globalen Energiewende verpflichten, welche die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius und das Erreichen von Treibhausneutralität in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts vorsieht. Außerdem soll Deutschland unter Angela Merkel als erstes europäisches Land den Atomausstieg vollziehen. Dieser begann in Deutschland 2000 mit der Abschaltung alter Reaktoren und 2011 wurde der endgültige Atomausstieg bis zum Jahr 2022 beschlossen.